Wurzelspitzenresektion

Wurzelspitzenresektion - Zahnerhaltung nach Infektionen

Die endodontische Therapie ist u. U. mit einer zusätzlichen Wurzelspitzenresektion oftmals die letzte Möglichkeit, einen natürlichen Zahn zu erhalten. Ist der Zahn fachgerecht versorgt ist er in jedem Fall erhaltungswürdig und hat eine gute Prognose. Die Wurzelspitzenresektionen stellen nach odontogenen Infektionen das Mittel der Wahl dar, um den verursachenden Zahn mit keimdichtem Kanalabschluss (Wurzelfüllung) und Entfernung der infizierten Ramifikationen an der Wurzelspitze einschließlich des chronisch entzündeten Gewebes im Bereich der Wurzelspitze dauerhaft zu erhalten.

Wann muss eine Wurzelspitzenresektion durchgeführt werden?

Die Hauptindikationen für diesen Eingriff stellen die periapikale Veränderungen (periapikale Ostitis , Granulom , Zyste ) nach Pulpanekrose und die nicht erfolgreiche konservierende (konservative) Wurzelfüllung dar. Bei noch nicht erfolgter Wurzelfüllung müssen in gleichem Eingriff die Wurzelkanäle unter Zuhilfenahme von genormten Instrumenten nach orthograder Aufbereitung abgefüllt werden. Besteht bereits eine ausrechende Abfüllung der Kanäle, reicht es die Wurzel nach abgetrennter Wurzelspitze mit einer retrograden Füllung zu versiegeln. Zyste nach Wurzelfüllung Somit gibt es die Wurzelspitzenresektion mit orthograder und retrograder Abfüllung. In jedem Fall werden die infizierten Anteile der Wurzelspitze entfernt und das Restlumen des Wurzelkanales mit einer retrograden Füllung versiegelt. Meist lässt sich der Eingriff in lokaler Betäubung absolut schmerzfrei durchführen. Nach Durchtrennung der Schleimhaut wird diese zurück geschoben und der Knochen in Richtung Wurzelspitze mit einer Knochenfräse eröffnet. Die Wurzelspitze wird auf einer Länge von ca. 3 Millimetern etwas schräg abgetrennt, so dass die infizierten Verzweigungen eliminiert werden können. Das chronisch infizierte periapikale Gewebe wird bis auf den gesunden Knochen scharf heraus kürettiert und bei suspekten Befunden feingeweblich (histologisch) untersucht. Entfernung Wurzelspitze und Versiegelung Es erfolgt eine Nahtversorgung, die nach einer Woche entfernt werden kann. Nach der Operation ist es innvoll, die Region für ca. 3 Tage zu kühlen, eine Schmerzmedikation wird verschrieben. Dadurch, dass der Knochen in die entstandene Höhle hineinwächst, wird der Zahn wird der Zahn wieder fest und kann meist noch über viele Jahre gehalten werden. Zudem ist die chronische Entzündung, die sich als Herdinfektion schädlich auf den gesamten Organismus auswirken kann, beseitigt.







 

Grundlagen: Wurzelbehandlung - den Zahn erhalten

Die Wurzelbehandlung über eine Wurzelfüllung zielt darauf ab, den marktoten Zahn zu erhalten und unterscheidet sich dahingehend von der Wurzelspitzenresektion. Die Wurzelfüllung, also die endodontische Behandlung eines Zahnes, ist der Versuch, den marktoten Zahn zu erhalten. Die Wurzelbehandlung gehört in das Fachgebiet der konservierenden Zahnheilkunde. Ist dies nicht mehr möglich, besteht alternativ die Option Zahnimplantate zu verwenden.

Anatomie des Wurzelkanalsystems

Die Zahnpulpa, die im Volksmund als Nerv bekannt ist, füllt die Pulpakammer und die Wurzelkanäle im Inneren eines Zahnes aus. Neben Nervenfasern enthält dieser Weichgewebskern auch Bindegewebe und Blutgefäße. Das Wurzelkanalsystem besteht aus einem oder zwei Hauptkanälen pro Zahnwurzel, von denen seitlich häufig weitere Kanäle abzweigen. Besonders an der Wurzelspitze ist das Wurzelkanalsystem oft sehr verzweigt. Die Wurzelkanäle stehen über eine Öffnung an der Wurzelspitze, dem sogenannten Foramen apicale, und über die Seitenkanälchen mit dem Zahnhalteapparat (Parodont) in Verbindung. Das Zahnmark, welches im Volksmund "Nerv" genannt wird, besteht jedoch neben dem Nerven aus weit mehr, wie z.B. den Gefäßen und dem Bindegewebe.

Erkrankungen der Pulpa und des Periapex

Durch Karies, aber auch durch Trauma, kann die Pulpa derart stark geschädigt werden, dass sie sich entzündet (Pulpitis) oder abstirbt (Nekrose). Diese Vorgänge sind oft von heftigen Schmerzen begleitet, da sich der durch die Entzündung aufbauende Druck im starren Wurzelkanal nicht entlasten kann. Die Patienten klagen dann meist über einen dumpfen, pochenden und ausstrahlenden Schmerz im Bereich des schuldigen Zahnes, der auch nachts auftreten kann. Häufig greifen Erkrankungen der Pulpa im Bereich der Wurzelspitze auf den Zahnhalteapparat (Parodont) über und es entsteht eine Parodontitis apicalis. Darunter versteht man eine Entzündung des periapikalen Gewebes an der Wurzelspitze, die zur Auflösung (Resorption) des umgebenden Knochens und zur reaktiven Bildung von Zysten oder Granulomen führen kann. Durch Karies, aber auch durch Trauma kann das Zahnmark derart stark geschädigt werden, dass es abstirbt. Nachfolgend kommt es zu einer Entzündung dieses Gewebes und da die Karies bzw. eine Füllung o. Ä. den Zahn meist noch verschließt, breitet sich die Entzündung in das periapikale Gebiet, also das Gewebe um die Wurzelspitze herum aus.

Wurzelbehandlung bei Pulpitis und Pulpanekrose

Eine Wurzelbehandlung ist im Falle einer Pulpitis oder Pulpanekrose die letzte Möglichkeit den Zahn zu erhalten und stellt somit die einzige Alternative zu einer Zahnextraktion dar. Sie ist eine Behandlungsmaßnahme aus dem Gebiet der konservierenden Zahnheilkunde und ist eine Routinebehandlung in allen Zahnarztpraxen. Der Zahnarzt eröffnet bei der Wurzelbehandlung den schuldigen Zahn, um sich einen Zugang zum Wurzelkanalsystem zu schaffen, und entfernt das abgestorbene, infizierte und zerfallene Gewebe der Pulpa mit feinen Instrumenten. Mittels chemischer und mechanischer Aufbereitung werden die Wurzelkanäle gereinigt und erweitert. Die Dauer der Behandlung ist abhängig von der Entzündungslage bei Beginn der Behandlung und kann entweder in einer Sitzung erfolgen oder auch mehrere Sitzungen erfordern, wobei zwischenzeitlich desinfizierende Einlagen die Wurzelkanäle von Keimen befreien sollen. Anschließend erfolgt ein bakteriendichter Verschluss der Wurzelkanäle mit einer Wurzelfüllung beispielsweise aus Guttapercha. In vielen Fällen, meist in Abhängigkeit von der Resistenzlage des Patienten, heilen anschließend die Entzündungen an der Wurzelspitze ab.

Leider verzweigen sich die Wurzelkanäle im apikalen Bereich, so dass der Zahnarzt oft nicht in der Lage ist, alle Kanäle und Seitenkanäle vollständig zu säubern und abzufüllen. Nachfolgend entstehen dann wieder Entzündungen und es muss, um den Zahn erhalten zu können, eine Wurzelspitzenresektion (WSR) durch einen Kieferchirurgen durchgeführt werden. Bei der Wurzelbehandlung entfernt der Zahnarzt nun mit feinen Instrumenten das abgestorbene, stark infizierte und zerfallene Gewebe. Da die Wurzelkanäle sehr fein sind, kommt in gut ausgerüsteten Zahnarztpraxen bei derartigen Behandlungen das Operationsmikroskop zum Einsatz. Die Dauer der Wurzelbehandlung ist abhängig von der Entzündungslage bei Beginn der Behandlung und kann entweder in einer Sitzung erfolgen oder aber auch mehrere erfordern, wobei zwischenzeitlich desinfizierende Einlagen die Wurzelkanäle von Keimen befreien sollen. Abschließend wird der Wurzelkanal mit einer dichten Füllung, versehen, die röntgenopak ist, damit man die Füllung im Röntgenbild kontrollieren kann. In vielen Fällen, meist in Abhängigkeit der Resistenzlage des Patienten, heilen anschließend die Entzündungen an der Wurzelspitze ab.





 

Parodontitis ist nicht gleich Parodontose

Die Parodontologie ist die Lehre vom Parodontium , dem Zahnhalteapparat. Vorwiegend werden jedoch unter dieser Thematik die Parodontopathien abgehandelt. Die Parodontopathien sind die Erkrankungen des Zahnbettes. Da der Zahn sowohl mit der Umwelt, wie auch mit dem Körperinneren in Verbindung steht, müssen verschiedene Abwehrschranken eine Abdichtung zwischen Umwelt und Kieferknochen herstellen.

Die lokale Entzündung des Zahnhalteapparates wird Parodontitis oder lokalisierte Parodontose genannt. Der nichtentzündliche Schwund des Zahnbettes heißt Parodontose und ist sehr selten. Je nach Schweregrad weichen erst das Zahnfleisch und nachfolgend der Alveolarknochen. Die Behandlung derartiger Parodontopathien ist sehr variationsreich und erstreckt sich von der medikamentösen Therapie bis hin zum chirurgischen Eingriff, bei dem die erkrankten Anteile entfernte werden. Meist besteht die Behandlung jedoch aus einer Kombination beider Methoden. Das Wichtigste ist in jedem Fall die Ursachenforschung und die Elimination des auslösenden Faktors.

Anatomie des Zahnhalteapparates

Der Zahnhalteapparat (Parodont) besteht aus Zahnfleisch (Gingiva), Wurzelhaut, Wurzelzement und dem Alveolarknochen. Über desmodontale Fasern in der Wurzelhaut ist der Zahn im Knochenfach verankert. So werden Kaukräfte abgedämpft und auf den Kieferknochen übertragen. Da der Zahn sowohl mit der Umwelt, als auch mit dem Körperinneren in Verbindung steht, müssen verschiedene Abwehrschranken eine Abdichtung zwischen Umwelt und Kieferknochen herstellen. Die Gingiva trennt das bakterienbesiedelte Mundhöhlenmilieu von der Zahnwurzel und dem Kieferknochen und verfügt über verschiedene Abwehrmechanismen, um einer bakterielle Invasion zu widerstehen.

Entzündliche Zahnbetterkrankungen - Gingivitis und Parodontitis

Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontopathien) sind primär bakteriell bedingt, werden jedoch durch sekundäre Risikofaktoren, wie z. B. Rauchen, schlechte Mundhygiene, Stress oder systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder HIV (AIDS) begünstigt. Die dentale Plaque besteht größtenteils aus Mikroorganismen, die zu einem komplexen Biofilm organisiert sind, und löst eine entzündliche Abwehrreaktion der Gingiva aus. Klinische Symptome dieser Gingivitis sind eine Rötung und Schwellung des Zahnfleischs sowie vermehrtes Zahnfleischbluten.

Bei optimaler Mundhygiene und Beseitigung der bakteriellen und mechanischen Reize, wie beispielsweise Zahnstein, überstehende Kronenränder und überkonturierte Füllungen, ist eine Gingivitis oft heilbar. Kann die körpereigene Immunabwehr dem Angriff der gewebszerstörenden Bakterien nicht mehr standhalten, entsteht aus einer Gingivitis eine Parodontitis und es kommt zu destruktiven Prozessen im Bereich des Zahnhalteapparates.

Das Zahnfleisch, Gingiva, bildet eine mechanische Barriere gegen das Eindringen von Krankheitserregern. Wird der Zahnfleischsaum durch Plaque oder Zahnstein zerstört, können die Bakterien ungehindert in das Gewebe des Zahnhalteapparates eindringen und es weiter zerstören, so dass Zahnfleisch- und nachfolgend Knochentaschen entstehen.

Neben horizontalem Knochenabbau ist meist ein vertikaler Knochenverlust mit Ausbildung von parodontalen Taschen zu beobachten. Ähnliche Veränderungen sind analog an Zahnimplantaten festzustellen, jedoch sieht hier wegen anderer physiologischer Voraussetzungen die Therapie anders und vielschichtiger aus (siehe dort).

Da diese Erkrankung in den meisten Fällen einen schleichenden, chronischen Verlauf nimmt und keine Schmerzen verursacht, bleibt sie oft viele Jahre unentdeckt. In den späteren Krankheitsstadien kommt es zu Zahnlockerungen, Zahnwanderungen und Rezessionen (Rückgang des Zahnfleischs).

Ohne Behandlung wird es dann zum Zahnverlust führen. In diesem Fall können Zahnimplantate eine Lösung sein.

1. Hygienephase - Intensivierung Mundhygiene

Einfache Gingivitiden, also Zahnfleischentzündungen, lassen sich meist schon mit einer verbesserten Mundhygiene, wie z.B. mit einer elektrischen Zahnbürste, Zahnseide oder einer Munddusche erfolgreich behandeln. Durch professionelle Zahnreinigungen und gezielte Mundhygieneinstruktionen werden die Beläge oberhalb des Zahnfleischsaums entfernt und eine optimale häusliche Plaquekontrolle sichergestellt. Eine gute Mundhygiene bildet die Grundlage für eine erfolgreichen Parodontaltherapie.

2. Nichtchirurgiische Parodontaltherapie - Kürettage und medikamentöse Behandlung

Schwere Krankheitsbilder sollten chirurgisch mit einer medikamentösen Begleittherapie behandelt werden. Gleichzeitig wird hier mit Hilfe von Spüllösungen und/oder Medikamenten die Keimzahl der schädlichen Bakterien in der Mundhöhle und in den Zahnfleischtaschen verringert. Anschließend erfolgt die geschlossene Kürettage der Zahnfleischtaschendurch den Zahnarzt. Hierbei werden Konkremente (harte Ablagerungen auf der Wurzeloberfläche) und Entzündungsgewebe aus den parodontalen Taschen entfernt und die Wurzeloberfläche geglättet. Die medikamentöse Behandlung besteht häufig in einer antibiotischen Medikation, weiterhin kann neuerdings mit einem neuen Medikament (Emdogain®) zusätzlich eine Anheftung der Gingiva an dem Zahn wiederhergestellt werden. Bei weiterhin guter Mundhygiene kann eine derartige Erkrankung auch wieder ganz ausheilen.

3. Die Chirurgische Parodontaltherapie - korrektive Maßnahmen

In einigen Fällen muss nach ein paar Monaten zusätzlich ein Parodontal -chirurgischer Eingriff erfolgen, dies erfolgt üblicherweise bei Kieferchirurgen.

Solche Fälle können sein:

  • persistierende parodontale Läsionen unter direkter Sicht zu säubern
  • eine Regeneration parodontaler Strukturen zu erreichen (z.B. Auffüllen von Knochendefekten)
  • den Gingivaverlauf und die Morphologie des Alveolarknochens zu verändern, um eine physiologische Form zu schaffen Bei der chirurgischen Therapie werden die entzündlich veränderten Zahnfleischanteile und das sich durch die Entzündung gebildete Granulationsgewebe mittels Radiochirurgie (Abb. 5) oder Laser entfernt. Anschließend wird die Wunde mit einem Zahnfleischverband versorgt und die evtl. vorhandenen Fäden nach einer Woche gezogen.

4. Unterstützende Nachsorgetherapie

Um das Therapieergebnis langfristig sichern zu können, sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und professionelle Zahnreinigungen von großer Bedeutung. Ähnliche Veränderungen sind analog an Zahnimplantaten festzustellen, jedoch sieht hier wegen anderer physiologischer Voraussetzungen die Therapie anders und vielschichtiger aus (siehe dort). In unserer Praxis bieten wir unseren Patienten alle chirurgischen Behandlungen der Parodontaltherapie an. Neben offenen Kürretagen und regenerativen Maßnahmen mittels Membranen, Knochenersatzmaterialien und Schmelzmatrixproteinen, führen wir auch ästhetische Korrekturen des Zahnfleischverlaufes, wie zum Beispiel die Deckung von Zahnfleisch-Rezessionen durch.

    

Bild 1: Schematische Darstellung einer Gingivitis

Bild 2: Erheblich überstehende Kronenränder an einer oberen Brücke

Bild 3: Entfernung von pathologischem Granulationsgewebe in einer Zahnfleischtasche zwischen den Zähnen 15/16 mit dem Radiochirurgiegerät